Über

Kunstkritikerin Lori Waxman ("Chicago Tribune", "Art Forum") über Lührs' Arbeiten:
(deutsche Übersetzung)

Wäre Julian Schnabel bescheidender und weniger narzisstisch, dann hätte er wohl Bilder gemalt, die ein wenig den Gemälden und Kollagen von Johannes Lührs gleichen. Lührs erblickte zur Hochzeit des 80er-Jahre Neoexpressionismus gerade einmal das Licht der Welt, doch heute setzt er dessen spontane urbane Gesten mit lebendiger Ernsthaftigkeit weiter um. Dutzende, vierzig Zentimeter im Quadrat messende, Leinwände zeigen verschmierte, über und über bemalte, verwegene Gesichter in jeder denkbaren Nuance, so als ob Lührs Ausschnitte aus einem der monumentalen Werke Jean-Michel Basquiats genommen undvergrößert hätte. Dass einige dieser Bilder gemeinschaftlich gemalt wurden, unterstreicht ganz besonders ihren zeitgenössischen Anspruch, da sich dabei der partizipatorische Ethos der heutigen Kunstwelt, mit all den gesellschaftlichen Experimenten, in Beziehung stehenden Projekten und Live Painting Veranstaltungen zum Ausdruck bringt. Lührs scheint das nur allzu gut zu wissen. Die Serie trägt den Titel „Exlebiment III“, was ein Neologismus ist, den er selbst erfunden hat und welcher die Worte „Experiment“ und „Leben“ zu einem einzigen verschmilzt.
If Julian Schnabel were more modest and less of a narcissist he might have made paintings that looked a little bit like the canvases and collages of Johannes Lührs. Lührs may have just barely been born during the heyday of 1980s Neo- Expressionism, but he channels its spontaneous, urban gestures with a vibrant sincerity. Dozens of 40-cm-square canvases present scrawled, brushy, bold faces in every shade imaginable, as if Lührs had blown up details taken straight from a monumental work by Jean-Michel Basquiat. That some of these pictures are painted collaboratively renders them particularly contemporary, via the participatory ethos of today’s art world, with its social experiments, relational projects and live painting events. Lührs seems to know this well enough. The series title is “Exlebiment III,” a neologism of his own invention that combines the German words for experiment and living into one.

Biographisches:

Johannes "jojo" Lührs wuchs in Hotteln, einem kleinen Dorf bei Hannover auf, und bewegt sich seit seiner frühestens Kindheit in Umwelten, die für die Formung des Künstlers Johannes Lührs eine große Rolle spielen. 

Dem Ort "Dorf" und dem beschützten Aufwachsen wurde 2004 zwecks eines künstlerischen Studiums die industriell und im Umbruch befindliche Ruhrmetropole Dortmund entgegengesetzt. 

Die Ausgestaltung der künstlerischen Identität fand in einer Wechselbeziehung dieser "neuen" Verortung statt, und ist heute an ein Werk gebunden, welches nicht nur allein in einen klassischen künstlerischen Kontext zu rücken ist. 

Zu Zeit "exlebiniert " (lebt und arbeitet) Johannes Lührs als freiberuflicher Künstler in Dortmund.


Zu dem Kunstbegriff von Johannes Lührs:


Es geht letztendlich um das Übergeordnete (z.B. das "Exlebiment", die "Feuerwerdung", ein emanzipatorisches Interesse, einen bestimmten Sozialkontext, eine Veränderung) nicht allein um das Medium an sich. Gerade deshalb verschwimmen die Grenzen der benutzten Medien ohne jedoch auf Ausdrucksqualitäten der jew. Medien zu verzichten.
Serielle Arbeiten, die die Varianz einer übergeordneten Idee anschaulich machen. Die seriellen Arbeiten sorgen für eine gewollte Bedeutungsvibration, die die Betrachter mit ins Kunstwerk einbeziehen.
Die Idee und Assoziation des Künstlers ist Initiator der Arbeiten, jedoch nicht obligatorisch/bindend für die Rezeption des Betrachters. Der verfolgte „Pfad“ des Künstlers liefert jedoch Anknüpfungspunkte und einen „Anker“ für die Reflektion des Individuums in einer diffusen, überbordenenen Bilderwelt, in der wir heute leben.  
Transmediale Synergien finden statt: die Kunstgattungen wie Malerei, Zeichnung, Photographie und Videoart sind nicht an die im Medium liegenden Grenzen gebunden.
Die Kunst findet im Kontext eines örtlichen, biographischen als auch wissenschaftlichen Umgebungsraum statt, bezieht diesen Kontext mit ein, statt autonom funktionieren zu wollen.
Bedeutungsschwangere Grundbegriffe wie „Freiheit“, „Toleranz“, „positives Denken“, „Zusammenleben“ spielen in den künstlerischen Interventionen von Johannes Lührs eine große Rolle, ohne jedoch zu Abziehbildern zu verkommen.